Berufsbedingt lebten Sie zeitweise für einen längeren Zeitraum an den verschiedensten Orten dieser Welt. In welchen dieser Länder fühlten Sie und Ihre Frau Brigitte sich am ehesten beheimatet und warum?
Where is your home- fragten uns häufig Freunde im Ausland-spontan nannten wir nicht unser Geburtsorte ( Neisse, Dresden) sondern die Region( Bodensee, Hamburg) in der wir die „heile“ Welt unserer Jugend erfuhren. Hier fanden wir unsere ersten starken soziale Bindungen; wir fühlen uns den Menschen , der Landschaft und der Kultur eng verbunden.
Die Aufenthalte in verschiedenen Städten im europäischen afrikanischen und arabischen Ausland weckten stets unsere Neugierde für Land und Leute. In Brüssel erleichterten die dortigen Regeln und Gewohnheiten, die Kultur, die Sprachen uns fast wie daheim zu fühlen. Algier öffnete uns eine fremde Welt mit schwierigen Lebensumständen – wir sprachen von einer Region, in der der Staat die Regeln bis hinein in die sozialen Bindungen lenkte, von der DDR mit Mittelmeerklima. Wir lernten mit Wenigem zu überleben. Heimische Gefühle kamen nicht auf. Danach folgten Jahre auf der arabischen Halbinsel. Uns faszinierte das durch die Religion geprägte Leben der Araber, das zugleich aber verdeutlichte, das uns zu viel trennt, um uns heimisch zu fühlen. Die Lebenswelt, ob Wüste oder alte Städte, zeigten uns , dass wir Fremde sind . Wir fühlten uns wohl, jedoch erschwerten Sprache und Kultur eine Sozialisierung.
Theater bedeutet für Sie?
eine Form der Kunst. Es hilft uns, durch die Schauspieler und deren Texte die Beziehungen von Menschen in der jeweilig dargestellten Zeit und dem Raum zu verstehen.
Was gefällt Ihnen am heutigen, eher per formatierenden Theater, dem sogenannten Regietheater? oder auch nicht?
Nur wenig; es verfälscht häufig das ursprüngliche Werk.
Welche Gefühle bewegten Sie, als Sie als Deutscher Militärattaché irakische Raketenangriffe auf Ihren damaligen Wohnort Riad erlebten?
–Freude über rechtzeitige Evakuierung meiner Familie und vieler Angehörige der Botschaft mit einer Maschine der Bundesluftwaffe. -Entsetzen, sie weckten meine Erinnerungen an die langen Bombennächte, die ich im März 1945 in Berlin erlebt hatte. – Ich sorgte mich um die Sicherheit der deutschen Mitbürger vor dem Angriff mit chemischen Waffen; wir mussten Schutzbekleidung und Schutzausrüstung in kürzester Zeit aus Deutschland heranschaffen. – Wir sorgten uns um den Schutz saudischer Freunde, für die wir keine Schutzbekleidung beschaffen konnten. – Die größte Sorge jedoch war, dass die irakischen Raketen die 2 großen Meerwasserentsalzungsanlagen treffen werden. Sie liefern 90 Prozent des Trinkwassers für die Millionenstadt Riad. Die Bundesregierung hatte vor Kriegsbeginn Waffensysteme zum Schutz der Anlagen zunächst zugesagt, dann verweigert, jedoch nach dem Kriegsende geliefert.
Eine Frage an sich selbst
werde ich noch erleben, dass die verantwortlichen Bonner Politiker mehrheitlich die Bedeutung des Theaters für die Kultur dieser Stadt erkennen und sich für den Erhalt der Spielstätten einsetzen?
Kurzbiografie Klaus Geerdts
Jahrgang 1939, nach dem Abitur Berufssoldat mit Truppen-und Stabsverwendungen; Besuch der Führungsakademie, als Generalstabsoffizier 11 Jahre abgeordnet in den diplomatischen Dienst : die Deutsche Ständige Vertretung bei der NATO ( NATO Botschaft); Militärattaché an den Botschaften Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Nordjemen, Oman , Vereinigte Arabische Emirate. 1991 Stellvertreter Direktor Baden-Badener Unternehmer-Gespräche; 1993-1998 Geschäftsführer WEBTEC; 1999-2014 Geschäftsführer Geerdts &Partner Consult ; 1998-2014 Stv. Vorsitzender Aufsichtsrat Fuhrländer AG. Verheiratet, 2 Töchter Autor : Diplomat in Uniform- Autobiografische Randnotizen
Foto oben, K.Geerdts im Gespräch mit Dr. Anna Linoli, Marketingdirektorin Bonn, während der
Reihe Einsichten
Angela Biller Interview u. Fotos,