Kulissengespräch mit Susanne Brederhöft
Nicht Familie, nicht Deutschlehrerin oder Literaturheldin haben Deinen Berufswunsch „Schauspielerin“ ausgelöst. Was war es, das Dich auf die Bühne gelockt hat? Ein Erlebnis als Vierjährige. Ich sollte im Kindergarten bei einer Aufführung mit einem Zweizeiler in eine Zinkbadewanne springen. Im Schwung kippte die Wanne, das ganze Wasser ergoss sich auf den Boden. In diesem Moment glaubte ich, es gibt Schimpfe oder sogar Haue. Aber im Gegenteil: Meine Eltern und alle lachten und klatschten. Da spürte ich, dass mit Körper und Sprechen eines Verses und im Kostüm Gebote und Verbote plötzlich außer Kraft gesetzt und straflos sind. Wasser ausgießen bedeutet Freiheit, Anarchie, Freude. Was lässt sich mit Blick auf Deine Rollen in Filmen von Christoph Schlingensief und vielen Theaterwerken als verbindendes Element ausmachen? Der Mensch, nackt und erbärmlich unter seiner Maske. Sein Scheitern. Seine Entgrenzung. Unkenntnis, Irrglaube, Gewalt, die Sehnsucht und Euphorie. Übertreibung, Komik und Humor. Theater, das befriedet und dekoriert, ist mir nicht angenehm. Man spricht euphorisch vom kulturellen Leben in Berlin, wo Du seit einigen Jahren jetzt lebst. Was macht für Dich das Besondere Berlins aus? Bonn stand für eine Zeit, in der ich alleinerziehend kontinuierlich an einem Theater beschäftigt war. Berlin bietet diese Sicherheit, die ich gar nicht mehr will, nicht. Auf diesem Eis bewegen und finden sich hier Menschen und Künstler und außergewöhnliche Arbeiten. Im blauen Licht von Glaskunst der Berliner Gedächtniskirche hattest Du vor kurzem Deinen Live Concert Auftritt mit Deiner Jazzband. Wirst Du Dich künftig mehr dem Jazz als dem Theater verschreiben? Derzeit probe ich ein Stück, das zu den Ruhrfestspielen und später am Theatre National in Luxemburg zu sehen ist. Theater, Drehtage und Lesungen bieten mir meine sehr unsichere Existenzgrundlage und im schönsten Fall immer wieder Lebenselixier. Singen, Musik, insbesondere Jazz, ist ein Traum, den ich endlich verwirkliche. Ich wachse daran in jeder Hinsicht. Die Band ist ein unglaubliches Glück. 2017 organisierten wir 16 Konzerte, mit LOVE AIN´T JUST YESTERDAY liegt die erste CD vor. Jetzt erarbeiten wir eigene Stücke. Und natürlich werde ich mich dabei professionalisieren, nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch durch viel Organisation, Engagement, Investition und Zusammenhalt. Wäre toll, in den Kammerspielen oder auf dem Bonner Jazzfestival ein Konzert zu geben. Infos zur Band: www.laymusic.de Susanne Brederhöft, Schauspielerin, Sängerin, Ensemblemitglied Theater Bonn in der Ära Weise Dorle Miesala Edel Interview, Foto Thilo Beu